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Der queerfeministische Ruf nach freier geschlechtlicher Selbstbestimmung und dessen cisfeministische Opposition. Wieviel Selbstbestimmung lässt der mediale Diskurs um das deutsche Selbstbestimmungsgesetz zu?

Annette Vanagas

Volltext: PDF

Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

In Deutschland soll im Jahr 2023 final über ein Selbstbestimmungsgesetz entschieden werden, welches das Transsexuellengesetz ersetzen und künftig eine erleichterte Personenstandsänderung ermöglichen soll. Während die parlamentarische Politik seit 2020 über den Inhalt eines solchen Gesetzes diskutiert, entbrannte erst 2022 ein Mediendiskurs über das Selbstbestimmungsgesetz, der Fachdiskurs hingegen blieb weitestgehend aus. Die mediale Öffentlichkeit diskutiert seither vorwiegend auf Ebene der Identitätspolitik, wie Geschlecht definiert wird und wer Zugang zu einer Geschlechtskategorie erhalten sollte. Mittels der Konstruktion von Angstnarrativen und einer gezielten Desinformation bemühen sich cisfeministische Akteure um eine Beibehaltung eines exklusiven geschlechterbinären Deutungssystem, während queerfeministische Bestrebungen um eine geschlechtliche Selbstbestimmung und ein inklusives geschlechterplurales Deutungssystem aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt werden.

Schlüsselwörter: Selbstbestimmungsgesetz, Geschlecht, Identitätspolitik, Cisfeminismus, Queerfeminismus

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Queer-feminist striving for autonomous self-determination, and cis-feminist opposition: How much autonomy and selfdetermination does the media discourse surrounding the German gender self-identification law allow?

Abstract

A final decision regarding Germany’s gender self-identification law is due in 2023. In replacing the ‘transsexual law’ (Transsexuellengesetz), the new law aims to facilitate a more straightforward change of an individual’s civil status. Whilst parliamentary politics has been exploring such a law since 2020, the media discourse surrounding it sprang up only in 2022. Scientific discourse is, by and large, notable by its absence. Media attention predominantly focuses on questions of identity politics: how gender should be defined, and who should have access to specific gender categories. Cis-feminist players seek to maintain an exclusive gender- binary framing through the construction of narratives of fear and deliberate disinformation; meanwhile, queer-feminist striving for gender self-determination and inclusive gender-plural framing are being displaced from the public discourse.

Keywords: self-ID law, gender, life politics, cis-feminism, queer-feminism

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Bibliographie: Vanagas, Annette: Der queerfeministische Ruf nach freier geschlechtlicher Selbstbestimmung und dessen cisfeministische Opposition. Wieviel Selbstbestimmung lässt der mediale Diskurs um das deutsche Selbstbestimmungsgesetz zu?, ZDfm – Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 1+2-2023, S. 87-102. https://doi.org/10.3224/zdfm.v8i1-2.07


Literaturhinweise