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Parallelen und Differenzen im Umgang mit extrem rechten Jugendlichen im Ost-West-Verhältnis. Eine machtkritische Analyse des Diskurses um die akzeptierende Jugendarbeit und das Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt

Stefanie Lindner

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Abstract


Zusammenfassung

Die extrem rechte Gewalt der 1990er-Jahre war von Debatten in öffentlichen Medien, Erziehungswissenschaften und Sozialer Arbeit begleitet. Jedoch mangelt es der Jugendarbeit bis heute an Konzepten für den Umgang mit extrem rechten Jugendlichen. Der Artikel analysiert Fachliteratur zum Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt (AgAG), das 1992 als Modelprogramm in den damaligen neuen Bundesländern implementiert wurde, und zum Konzept der akzeptierenden Jugendarbeit, das Ende der 1980er-Jahre in Bremen entwickelt wurde. Eine Grounded Theory basierte Literaturanalyse arbeitet Parallelen und Differenzen heraus. Eine bis heute gängige Annahme, das Scheitern pädagogischer Maßnahmen gegen extrem rechte Gewalt sei direkte Folge der Bedingungen der Transformationsgesellschaft, wird dadurch infrage gestellt. Vielmehr zeigt sich, dass die spezifische Form der Entpolitisierung extrem rechter Gewalt nicht erst in der Praxis der AgAG-Projekte entstand, sondern bereits in der Literatur zur akzeptierenden Jugendarbeit konzeptuell verankert war. Der Artikel nutzt zwei machtkritische Ansätze, die unterstreichen, dass West-Ost als hierarchisierendes Ordnungsmoment bei der Bewertung pädagogischer Arbeit im Kontext von Rechtsextremismus Einfluss haben könnte.

Schlüsselbegriffe: Rechtsextremismus, akzeptierende Jugendarbeit, AgAG, Transformationsgesellschaft, Ostdeutschland, Dominanzkultur

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Dealing with right wing youth: Parallels and differences in East and West Germany. An analysis of the discourse of „akzeptierende Jugendarbeit“ and the „Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt“ from a perspective critical of power structures

Summary

This article analyzes pedagogical concepts and programs dealing with right-wing youth in the 1990 s. The „Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt“ (AgAG) was implemented in 1992 in the so called „Neue Bundesländer“ – the states that once made up East Germany. The concept known as „akzeptierende Jugendarbeit“ was developed in Bremen in the late 1980 s. The article presents the results of a grounded theory-based analysis of selected literature, showing the parallels and differences between AgAG and „akzeptierende Jugendarbeit“. A widespread assumption is that the failure of pedagogical measures against right-wing violence is a direct consequence of the conditions of the transformation society. The presented results of the literature analysis challenge this assumption. Instead, they show that a specific form of depoliticization of right-wing violence did not arise in the practical work in East Germany but rather that this depoliticization was already conceptually anchored in the literature on „akzeptierende Jugendarbeit“. The paper points out two approaches which are critical of power structures that could explain why West-East as a hierarchical ordering element might have an influence on the evaluation of pedagogical work in the context of rightwing extremism.

Keywords: right-wing extremism, Social Work, East Germany, 1990s

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Bibliographie: Lindner, Stefanie: Parallelen und Differenzen im Umgang mit extrem rechten Jugendlichen im Ost-West-Verhältnis. Eine machtkritische Analyse des Diskurses um die akzeptierende Jugendarbeit und das Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt, ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, 1-2023, S. 118-134. https://doi.org/10.3224/zrex.v3i1.08

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Literaturhinweise