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Das Element der Nicht-Identität im Antiziganismus

Magdalena Freckmann

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Abstract


Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund eines umstrittenen Verhältnisses von Antisemitismus und Rassismus sowie einer uneindeutigen Verortung von Antiziganismus in diesem Verhältnis untersucht dieser Beitrag Parallelen in der Struktur antisemitischer und antiziganistischer Bilder. Zentral ist dabei das von Klaus Holz in die Analyse des Antisemitismus eingebrachte Konzept der Nicht-Identität. Antisemitischen und antiziganistischen Bildern ist es gemeinsam, dass sie Individuen einem Kollektiv zuordnen und diesem vermeintlich wesenhafte Eigenschaften zuschreiben, um so Gegenbilder zum „Eigenen“ zu erschaffen; gemeinsam ist ihnen überdies die Vorstellung, die stigmatisierten Gruppen würden das „Wesen“ des „Eigenen“ durch „Vermischung“, durch das Uneindeutigwerden von Identitätskategorien bedrohen. Diese Vorstellung einer Nicht-Identität nimmt im antisemitischen und antizigantischen Fremdbild je unterschiedliche Gestalten an, indem sie sich mit den je charakteristischen Zuschreibungen verschränkt – mit Vorstellungen von Vormodernität und sozialer Devianz im Falle des Antiziganismus, mit solchen der Übermacht und Hypermodernität im Antisemitismus.

Schlüsselbegriffe: Antiziganismus, Antisemitismus, Nationalismus, Nicht-Identität, Semantikanalyse

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The element of non-identity in antigypsyism

Summary

Referring to an ongoing debate on the relation of antisemitism, racism and antigypsyism and drawing on the concept of non-identity introduced by Klaus Holz in the research on antisemitism, this article discusses similarities in the structure of antisemitic and antigypsyist images while at the same time elaborating on their distinction. These images have in common that they assign individuals to collectives based on an idea of shared ancestry and ascribe allegedly essential features to these collectives, thereby creating counter-images to the „own“. Another parallel between antisemitic and antigypsyist images lies in the imagination that the stigmatized groups threaten the „essence“ of the „own“ through „mixing“, i. e. through blurring the boundaries of identity categories. This imagination of a „non-identical identity“ takes a distinct shape in each case as it intersects with characteristic stereotypes: In antigypsyism, the threat to identity is connected to imaginations of those stigmatized as „gypsies“ as a premodern, socially deviant group, while in antisemitism, images of an abstract power that easily merges into modern society prevail.

Keywords: antigypsyism, antisemitism, nationalism, non-identity, semantic analysis

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Bibliographie: Freckmann, Magdalena: Das Element der Nicht-Identität im Antiziganismus, ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, 1-2022, S. 41-52. https://doi.org/10.3224/zrex.v2i1.03

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Open-Access-Lizenz: Dieser Beitrag ist ab dem 15.03.2022 im Open Access unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 (Namensnennung 4.0 International) verfügbar. Weitere Informationen zur Lizenz und den Nutzungsbedingungen finden Sie hier.


Literaturhinweise