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Die (Nicht-)Beachtung des Unterrichtens in der rekonstruktiven Bildungsungleichheitsforschung

Sascha Kabel

Volltext: PDF

Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Weitgehend unbestritten gilt auch schulischer Unterricht als relevanter Ort für die Klärung der Frage nach den Ursachen des fortdauernden Zusammenhangs von schulischer Leistung und sozialer Herkunft. Insbesondere ethnographische Studien widmen sich in den vergangenen Jahren verstärkt der Klärung dieser Frage. Auffällig ist, dass dabei unterrichtliche Vermittlungsprozesse weitgehend außer Acht gelassen werden, was als verkürzte Perspektivierung des Untersuchungsortes schulischer Unterricht gelten muss. Auch im Blick auf die wiederholt in Large Scale Assessments festgestellten herkunftsabhängigen Leistungsunterschiede scheint eine stärkere Berücksichtigung des Vermittlungsgeschehens im Unterricht lohnenswert, um Erkenntnisse über die Genese der (Re-)Produktion von Bildungsungleichheiten zu gewinnen. Anhand einer exemplarischen Kritik an einem ethnographischen, praxeologischen Ansatz soll dies näher erläutert werden, um anschließend zentrale Befunde einer Dissertationsstudie vorzustellen, die die pädagogische Dimension des Agierens von Lehrkräften im Grundschulunterricht auf den Umgang mit sozialer Herkunft befragt. Mit Hilfe der Objektiven Hermeneutik wurden Unterrichtsprotokolle ohne ein Wissen über die sozialen Herkünfte der Schüler*innen erschlossen. Dabei zeigt sich, dass die vorfindliche Didaktisierung zu einer Nivellierung des fachlichen Anspruchs führt und so für die Reproduktion eingebrachter Differenz sorgt.

Schlagwörter: Schule, soziale Ungleichheit, Differenz, Objektive Hermeneutik

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The teaching subject in reconstructive inequality research

Abstract

It is widely recognised that school education is a relevant factor in understanding the reasons for the continuing correlation between academic achievement and social background. In recent years, Ethnographic studies in particular have increasingly sought to explore this question. It is noteworthy that these studies generally ignore the educational communication processes, which can only be seen as examining academic teaching from a limited perspective. Especially in light of the various Large Scale Assessments which have repeatedly identified background-related performance differences, a greater consideration of the process of information transfer during class would be beneficial to gaining an understanding of the genesis and perpetuation of educational inequalities. This perspective will be explained in greater detail with the help of an exemplary critique of an ethnographic, praxeological approach. Thereafter, the central findings of a dissertation study exploring the pedagogical approach of teachers in primary education to social backgrounds will be presented. Class transcripts were reviewed with the help of Objective Hermeneutics but without any information about the social background of the students. This revealed that the current approach to didactic lesson planning results in a leveling of substantive expectations and thus guarantees the perpetuation of existing differences.

Keywords: School, social Inequality, difference, Objective Hermeneutics

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Bibliographie: Kabel, Sascha: Die (Nicht-)Beachtung des Unterrichtens in der rekonstruktiven Bildungsungleichheitsforschung, ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung, 1-2019, S. 141-156.
https://doi.org/10.3224/zqf.v20i1.11

Literaturhinweise