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Furcht und Elend in der Demokratie. Zur Aktualität des politischen Denkens von Judith N. Shklar

Amadeus Ulrich

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Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Furcht, ein Schlüsselbegriff der politischen Theorie Judith Shklars, ist ihr zufolge eine mit dem Sinn für Ungerechtigkeit verbundene Gefühlsregung. Doch es ist alles andere als klar, warum dem so ist. Dieser Aufsatz widmet sich dem Wesen, der Rolle und den normativen Implikationen der Furcht als eines negativen Realitätskontaktes in der Demokratie. Was folgt daraus, Furchterfahrungen zum Gegenstand der Demokratietheorie zu machen? Zweifellos deutlich mehr, als jene meinen, die Shklars Liberalismus als minimalistisch und defensiv abtun. Wer sich auf ihren psychologisch informierten politischen Realismus stützt, darf allerdings zweierlei nicht unterschätzen: Die moralische Grundlage der Forderung, das leidende Subjekt in den öffentlichen Raum zu bringen; und die affektiven sowie materiellen Bedingungen, die zur Realisierung dieses folgenreichen Versuches erforderlich sind. Dabei offenbart sich eine Spannung: Shklar äußerte sich gegenüber Experimenten mit demokratischer Beteiligung verhalten; doch sind ihre Argumente zum Ideal einer weniger von Furcht geplagten Gesellschaft mit dieser Zurückhaltung nicht immer im Einklang.

Schlüsselwörter: Demokratie, Furcht, Realismus, Ungerechtigkeit, Liberalismus

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Abstract

Fear, a core notion in Judith Shklar’s political theory, is, in her view, an emotion associated with the sense of injustice. However, it is far from clear why that is so. This essay explores the nature, role, and normative implications of fear as a negative reality contact in a democracy. What follows from making experiences of fear the topic of democratic theory? Indubitably much more than those who criticize Shklar’s liberalism as minimalist and defensive tend to think. But whoever seeks to build upon her psychologically informed political realism should not underestimate two things: The moral basis of the demand to bring the suffering subject into the public sphere, and the affective as well as material conditions required to realize this momentous goal. Here, a tension comes to light: Shklar expressed skepticism concerning experiments with democratic participation, yet her arguments about the ideal of a less fear-ridden society are not always in consonance with this restraint.

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Bibliographie: Ulrich, Amadeus: Furcht und Elend in der Demokratie. Zur Aktualität des politischen Denkens von Judith N. Shklar, ZPTh – Zeitschrift für Politische Theorie, 1+2-2022, S. 69-89.
https://doi.org/10.3224/zpth.v13i1-2.04

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Literaturhinweise