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Die Unerzwingbarkeit des Wesentlichen. Zum Verhältnis von kritischer Sozialtheorie und nicht-idealer politischer Theorie

Lisa Herzog

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Abstract


Zusammenfassung

Der Aufsatz untersucht, wie neuere Ansätze der Kritischen Theorie von Axel Honneth (2011, 2015) und Hartmut Rosa (2016a) sich zur Strömung der nicht-idealen Theorie in der angelsächsischen politischen Theorie verhalten. Honneth und Rosa legen mit „sozialer Freiheit“ und „Resonanz“ zwei Schlüsselbegriffe vor, die sich zwar in vielen Hinsichten unterscheiden, jedoch die Strukturmerkmale dessen teilen, was hier als ‚Wesentlichkeitsbegriffe‘ charakterisiert wird. Sie beschreiben Zielpunkte gelingenden Lebens innerhalb von Institutionen, die typischerweise im persönlichen Nahbereich stattfinden, ohne dabei inhaltliche Vorgaben zu machen, und ohne dass diese Zielpunkte institutionell erzwungen werden könnten. Vielmehr können sie durch einen geeigneten institutionellen Rahmen ermöglicht werden; die genaue Ausgestaltung dieses Rahmens bleibt bei Honneth und Rosa jedoch vage, während sie in nicht-idealen Theorien im Mittelpunkt steht. Zwischen den beiden Theoriesträngen herrscht somit ein Komplementaritätsverhältnis, insbesondere in Bezug auf formale Institutionen und informelle soziale Normen, die bei beiden für das Zustandekommen „moralischer Revolutionen“ im Sinne Appiahs (2011) zentral sind.

Schlüsselwörter: Honneth, Rosa, Kritische Theorie, nicht-ideale Theorie, Perfektionismus, Institutionen

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Abstract

The article discusses the relation between new approaches in Critical Theory by Axel Honneth (2011, 2015) and Hartmut Rosa (2016a), and non-ideal approaches in anglophone political theory. With the notions of “social freedom“ and “resonance”, Honneth and Rosa suggest two core concepts that differ in many respects, but share the structures of what is here characterized as ‘essentiality notions’. They describe the goal of a flourishing life within an institutional framework, which typically takes place in interpersonal relations, without any commitments as to content, and without assuming that these goals could be institutionally enforced. Rather, the institutional framework can enable them; but the details of how this framework should be designed remain vague in Honneth’s and Rosa’s theories, while they are the central focus of non-ideal theories. Thus, the two strands of theorizing stand in a relation of complementarity, in particular with regard to the relation between formal institutions and informal social norms, both of which are central for successful “moral revolutions“ as described by Appiah (2011).

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Bibliographie: Herzog, Lisa: Die Unerzwingbarkeit des Wesentlichen. Zum Verhältnis von kritischer Sozialtheorie und nicht-idealer politischer Theorie, ZPTh – Zeitschrift für Politische Theorie, 1-2018, S. 3-27.
https://doi.org/10.3224/zpth.v9i1.01


Literaturhinweise