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(Interkulturelle) Begegnungen mit der DDR-Gesellschaft in chilenischer Exilliteratur Versuch einer postkolonialen Lesart

Martina Kofer

Volltext: PDF

Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Im Zuge des Militärputschs am 11. September 1973 in Chile fanden ca. 2000 Chilen*innen in der DDR Asyl. Die Aufnahme der Flüchtlinge war dabei sowohl außen- als auch innenpolitisch von Bedeutung, da sie die Solidarität der DDR mit den sozialistischen Genoss*innen explizit symbolisieren sollte. Von den ca. 70 emigrierten chilenischen Künstler*innen konnten sich einige trotz strenger staatlicher Kontrolle durch staatliche Hilfen weiterhin ihrem künstlerischen Schaffen widmen. Während des Exils in der DDR entstanden dabei auch Texte, in denen die eigenen Exilerfahrungen literarisch thematisiert wurden und in denen es nicht nur um die Verarbeitung von Gefühlen wie Verlust, Trauer und Einsamkeit ging, sondern auch um interkulturelle Begegnungen mit der DDR-Gesellschaft und die Wahrnehmung der „anderen“ Kultur aus der Perspektive der exilierten Figuren. So veröffentlichte Omar Saavedra Santis den Roman Blonder Tango (1982) oder Roberto Ampuero Espinoza den Erzählband Ein Känguruh in Bernau (1984). Bisher wurden diese Texte zumeist unter politisch-ideologischen Gesichtspunkten analysiert. Der Beitrag analysiert sie hingegen aus einer postkolonialen Perspektive und fragt nach Erfahrungen mit einem weiß-europäischen Überlegenheitsdenken, Prozeduren des othering oder auch Prozessen der kulturellen Hybridisierung der Figuren während des Exils.

Schlagwörter: Exilliteratur, DDR, Postkoloniale Studien, Interkulturalität, Chile

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(Intercultural) Encounters with GDR Society in Chilean Exile Literature. Attempting a Postcolonial Reading

Summary

As a result of the military coup in Chile on September 11, 1973, approximately 2000 Chileans found asylum in the German Democratic Republic (GDR). The acceptance of the refugees was important in both foreign and domestic policy terms, as it was intended to explicitly symbolise the GDR’s solidarity with the socialist fighters. Of the approximately 70 Chilean artists who emigrated, some were able to continue their artistic work through state aid, despite strict state control. During their exile in the GDR, they also produced literary texts that addressed their exile experiences, including dealing with feelings of loss, grief, and loneliness, but also with intercultural encounters with GDR society and their perceptions of the ‘other’ German culture. For example, Omar Saavedra Santis published the novel Blonder Tango (1982), while Roberto Ampuero Espinoza published the collection of stories Ein Känguruh in Bernau (1984). So far these texts have mostly been analysed from a political-ideological point of view. This article, however, analyses the texts from a postcolonial perspective and, thus, asks how the characters’ experience white-European thinking on superiority, procedures of ‘othering’, and processes of cultural hybridisation during their exile.

Keywords: exile literature, GDR, postcolonial studies, interculturality, Chile

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Bibliographie: Kofer, Martina: (Interkulturelle) Begegnungen mit der DDR-Gesellschaft in chilenischer Exilliteratur Versuch einer postkolonialen Lesart, PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur, Nr. 165+166 (1-2022), S. 175-187. https://doi.org/10.3224/peripherie.v42i1.09

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Literaturhinweise