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Stoffströme und Wissensproduktion in der globalen Bioökonomie: Die Fortsetzung globaler Ungleichheiten

Maria Backhouse, Malte Lühmann

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Abstract


Zusammenfassung

Strategiepapiere der EU und Deutschlands zur Förderung einer Bioökonomie verfolgen ein globales Transformationsprojekt: Mithilfe von Forschung und technologischen Innovationen soll der gesellschaftliche Wandel weg von fossilen, hin zu nachwachsenden Rohstoffen (Biomasse) und einer Kreislaufwirtschaft gelingen. Ausgerechnet die Produktion von Biomasse in der globalisierten Landwirtschaft ist aber seit Kolonialzeiten von ungleichen Tauschbeziehungen zwischen biomasseproduzierenden Semi-/Peripherien und weiterverarbeitenden (Technologie-)Zentren durchdrungen. Mittlerweile greifen weltweit Länder in den Zentren und Semi-/Peripherien das Narrativ der Bioökonomie auf und es stellt sich die Frage, ob in der Bioökonomie eine Veränderung der globalen Ungleichheiten in Bezug auf die Stoffströme und die Wissensproduktion angelegt ist. Anknüpfend an Weiterentwicklungen der Weltsystemtheorie zum ungleichen ökologischen Tausch sowie zur ungleichen globalen Wissensproduktion zeigen wir, dass die für die Bioökonomie relevanten stofflichen und technologischen transnationalen (Tausch-)Beziehungen die bestehenden globalen Ungleichheitsverhältnisse zwischen Zentren und Semi-/Peripherien fortschreiben. Mit dieser Analyse erweitern wir unter anderem das neuere Forschungsfeld zu den staatlichen Bioökonomiestrategien und den politischen Debatten um ihre Ausrichtung, das bisher hauptsächlich auf Europa und Nordamerika fokussiert war. Eine globale Ungleichheitsperspektive, wie sie in kritischen entwicklungstheoretischen und -politischen Debatten geläufig ist, stellt hier eine unerlässliche Verschiebung des Blickwinkels dar.

Schlagwörter: Bioökonomie, Extraktionsverhältnisse, globale Ungleichheiten, Science and Technology Studies, Stoffströme, Weltsystemtheorie, Wissensproduktion

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Material Flows and Knowledge Production in the Global Bioeconomy: The Continuity of Global Inequalities

Abstract

The European Union and Germany are pursing a global transformation project by fostering the bioeconomy. Through research and technological innovation, they strive to support the transition from using fossil resources to renewable resources (biomass) and the establishment of a circular economy. However, since colonial times, the global production of biomass has been permeated by unequal relations of exchange between biomass producing semi-/peripheries and biomass processing (technology-)centres. As countries around the world are now engaging with/in the bioeconomy, the question arises whether this will change global inequalities in the flow of materials and the production of knowledge. Drawing on new strands of world-systems theory on unequal ecological exchange and global knowledge production, we show how the bioeconomy’s transnational material and technological exchange relations are updating existing global inequalities between centres and semi-/peripheries. Among other things, this analysis expands the field of research on states’ bioeconomy strategies and the political debates surrounding them, which has, to date, primarily focused on Europe and North America. Through taking a global inequalities perspective, as is familiar within critical development theory, this paper offers an indispensable shift in point of view.

Keywords: bioeconomy, global inequalities, knowledge production, material flows, relations of extraction, Science and Technology Studies, worldsystems theory.

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Bibliographie: Backhouse, Maria/Lühmann, Malte: Stoffströme und Wissensproduktion in der globalen Bioökonomie: Die Fortsetzung globaler Ungleichheiten, PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur, 2-2020, S. 235-257. https://doi.org/10.3224/peripherie.v40i3-4.02


Literaturhinweise