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Gerechtigkeitsvorstellungen im Lebenszusammenhang – eine geschlechtersoziologische Perspektivenerweiterung am Beispiel von Für- und Selbstsorgearrangements prekär Beschäftigter

Mona Motakef, Julia Bringmann, Christine Wimbauer

Volltext: PDF

Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Fragen der Un-/Gerechtigkeit v. a. in der Erwerbssphäre sind (wieder) auf die politische Agenda gerückt. Ausgehend von der geschlechtersoziologischen Kritik an einem engen Arbeitsbegriff plädieren wir dafür, Gerechtigkeitsvorstellungen im Lebenszusammenhang zu betrachten. Wir fragen, welche Missstände aus einer Perspektive des Lebenszusammenhangs als ungerecht erfahren werden, basierend auf narrativen Interviews mit prekär Beschäftigten, die wir in einem hermeneutischen Auswertungsprozess interpretierten. Wir rekonstruieren, welche Missstände die Befragten als nicht erfüllte Gerechtigkeitsansprüche erheben und welche nur als nicht erfüllte Wünsche, wobei wir Sorgearrangements ins Zentrum stellen. Anhand dreier Fallbeispiele zeigen wir, dass nur Fürsorge normative Kraft entfalten kann, während zur Einforderung angemessener Bedingungen zur Selbstsorge meist normative Rahmen fehlen. Fürsorge ist zudem vergeschlechtlicht und aus dem Anspruch, gute Pflege zu leisten, kann selbstdestruktives Potenzial erwachsen. Gesellschaftspolitisch ist zu fragen, wie normative Rahmen für angemessene Selbstsorge und gerechte Bedingungen für selbstsorgsame Pflege von Anderen etabliert werden können.

Schlüsselwörter: Gerechtigkeit, Fürsorge, Selbstsorge, Anerkennung, Arbeitsgesellschaft, Prekäre Beschäftigung

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Conceptions of justice in life arrangements – A broad gender-sociological perspective using the example of the (self-)care arrangementsof precarious workers

Summary

Issues around justice and injustice in the work sphere are (back) on the political agenda. While focusing on conceptions of justice, we argue in favour of giving explicit consideration to life arrangements and, thus, to (self-) care. Thereby we relate to the feminist critique of a narrow definition of work applied in social sciences. We ask what people perceive as being unjust in terms of life arrangements. Narrative interviews with precarious workers form our empirical basis. We analysed the interviews in a multi-level hermeneutical process. Based on three empirical examples, we reconstruct which aspects of life arrangements qualify as a claim of in/justice and which are only defined as unfulfilled wishes. We demonstrate that a normative framework is only available for care work. By contrast, no such normative framework is available when it comes to putting in place appropriate conditions for self-care. However, care arrangements are highly gendered and the claim for good care work has the pot ential to be destructive for the care-giving person. We ask, from a socio-political perspective, how normative frameworks for decent self-care and fair conditions of “self-caring” care can be established.

Keywords: justice, care, self-care, recognition, working society, precarious employment

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Bibliographie: Motakef, Mona/Bringmann, Julia/Wimbauer, Christine: Gerechtigkeitsvorstellungen im Lebenszusammenhang – eine geschlechtersoziologische Perspektivenerweiterung am Beispiel von Für- und Selbstsorgearrangements prekär Beschäftigter, GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 3-2018, S. 101-117. https://doi.org/10.3224/gender.v10i3.08


Literaturhinweise