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Geschlechtsspezifische Unterschiede bei chronischem Pruritus

Astrid Stumpf, Sonja Ständer, Claudia Zeidler, Gudrun Schneider, Bettina Pfleiderer

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung

Chronischer Juckreiz ist mit einer Lebenszeitprävalenz von ca. 23 % ein sehr häufiges Symptom, das durch zahlreiche dermatologische, internistische, neurologische und auch psychische Erkrankungen ausgelöst werden kann. Während bei jüngeren Patientinnen und Patienten eher der entstellende Aspekt der durch Kratzen beschädigten Haut eine Rolle spielt, leiden ältere Patientinnen und Patienten oftmals unter einem schwer zu behandelbaren Juckreiz unterschiedlichster Ursache. Obwohl der chronische Pruritus als Volkssymptom angesehen werden kann, liegen bisher nur sehr wenige Studien zu geschlechtsspezifi schen Unterschieden vor. Diese zeigen, dass Frauen und Männer eine unterschiedliche Pruritus- Wahrnehmung haben – Frauen nehmen das Symptom intensiver wahr. Dies führt bei Frauen nicht nur zu einer höheren psychischen Belastung, sondern auch zu einem unterschiedlichen Verhalten – Frauen kratzen vermehrt. Aber auch die Qualitäten des Symptoms sind unterschiedlich, Frauen empfi nden beispielsweise vermehrt einen brennenden Juckreiz, was u. a. auf die Aktivierung von schmerzleitenden Nervenfasern (neuropathische Komponente) hindeutet. Dies deutet auf eine unterschiedliche Verarbeitung von Pruritus im Gehirn hin. Die geschlechtsspezifi schen Unterschiede hinsichtlich der Juckempfi ndung sollten dringend weiter untersucht werden, um eine geschlechtsadaptierte Diagnostik und möglicherweise auch Therapie anbieten zu können und somit zur verbesserten Behandlung der Betroffenen beitragen zu können.

Schlüsselwörter: Geschlecht, chronischer Pruritus, zentrale Verarbeitung, Angst, Depression, psychische Einflüsse

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Sex-/gender-specific differences in patients with chronic pruritus

Summary

Chronicitch is a common symptom with a life-time prevalence of around 23% which is provoked by numerous dermatological, internal, neurological and mental disorders. While the disfi guring resulting from skin being damaged by scratching plays an important role in younger patients, older patients often suffer from a diffi cult-to-treat pruritus of various causes. Although chronic pruritus can be considered as a widespread disease, there are only a few studies which have examined sex-/ gender-specific differences. These studies have indicated that females and males have a different pruritus perception: females experience the symptom more intensively. This not only leads to a greater psychological burden in females, but results in a different behaviour, because females scratch more. Women also experience different symptoms, for example more women experience a burning itch, which indicates a stronger involvement of nerve fi bres (neuropathic component). Women not only experience greater itch intensity, they are also more distracted by the itching than men are. This indicates a different cerebral perception and modulation. Sex-/genderspecific differences in regard to itching need further investigation in order to be able to offer sex-/gender-specifi c diagnostics and tailor therapy to improve the clinical situation of the affected patients.

Keywords: sex, chronic pruritus, central perception, anxiety, depression, psychological influences

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Bibliographie: Stumpf, Astrid/Ständer, Sonja/Zeidler, Claudia/Schneider, Gudrun/Pfleiderer, Bettina: Geschlechtsspezifische Unterschiede bei chronischem Pruritus, GENDER, 2-2015, S. 82-96.
https://doi.org/10.3224/gender.v7i2.19314

Literaturhinweise