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Zur Bewertung verbaler und physischer Gewalt im Amateurfußball. Eine computergestützte qualitative Inhaltsanalyse am Beispiel von Sportgerichtsurteilen des Bayerischen Fußballverbandes

Florian Koch, Clemens Bernd

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Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Bisherige Studien über verbale und/oder physische Gewalt im Amateurfußball und deren Bewertung durch Sportrichter*innen legten Ihren Fokus auf rassistisch/fremdenfeindlich motivierte Konflikte. Nicht untersucht wurden Einflussfaktoren sowohl bei der Ausübung als auch bei der Bewertung verbaler und/oder physischer Gewalt aus – weiter gefassten – menschenfeindlichen Motiven. Ziel dieses Artikels ist es daher einen Beitrag zu leisten diese Forschungslücke zu schließen. Dafür werden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse 25 ausgewählte saisonübergreifende Urteile aus den Jahren 2016 bis 2020 des Sportgerichts des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) softwaregestützt explorativ untersucht. Die Auswertung zeigt, dass Täter*innen und Opfer überwiegend männlich sind und sich Vorfälle verbaler und/oder physischer Gewalt zumeist bei Spielen der aktiven Herrenmannschaften ereigneten. Täter*innen waren dabei zumeist Trainer*innen/Betreuer*innen, gefolgt von Spieler*innen und Fans. Zudem hierarchisierten Sportrichter*innen verbale und/oder physische Gewalt. Während behindertenfeindlich motivierte verbale und/oder physische Gewalt milde bestraft wurde und bei sexistisch motivierter Gewalt nahezu gleichverteilt leichte/mittelschwere bzw. schwere/schwerste Strafen verhängt wurden, sprachen Sportgerichte des BFVs bei rassistisch/fremdenfeindlich motivierter verbaler und/oder physischer Gewalt mehrheitlich schwere/schwerste Strafen aus. Zukünftig sollte der BFV daher darauf achten, dass neben den bereits durchgeführten Präventionskampagnen und Anti-Gewalt-Kursen, die hauptsächlich auf Spieler*innen und Trainer*innen/Betreuer*innen abzielen, auch Kurse/Seminare angeboten werden, die gezielt für Amateurschiedsrichter*innen und/oder Sportrichter*innen konzipiert werden, um eine unterschiedliche Bewertung verbaler und/oder physischer Gewalt, die auf menschenfeindliche Einstellungen schließen lassen, zu vermeiden.

Schlüsselwörter: verbale und/oder physische Gewalt, menschenfeindliche Einstellungen, Amateurfußball, Sportgerichtsbarkeit

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The evaluation of verbal and physical aggressions in amateur soccer. A computer-assisted qualitative content analysis using the example of a sports court ruling of the Bavarian Football Association

Abstract

Previous studies on verbal and/or physical aggression in amateur football and its evaluation by sports judges have focused on conflicts motivated by racism and/or xenophobia. However, other factors that influence both the practice and evaluation of verbal and/or physical aggression from misanthropic motives have not yet been examined. The aim of this article is therefore to contribute to the closure of this gap in current research. To this end, 25 selected cross-seasonal rulings from 2016 to 2020 of the Bavarian Sports Court are explored utilising computer-assisted qualitative data analysis software (CAQDAS) by means of a qualitative content analysis. The analysis shows that perpetrators and victims are predominantly male, and that incidents of verbal and/or physical aggression mostly occur during matches involving teams of men. The perpetrators were found to be mostly coaches/staff, followed by players and spectators. In addition, the study shows that sports referees did hierarchically structure verbal and/or physical aggression. While verbal and/or physical aggression motivated by hostility towards persons with disabilities was punished leniently, and slight/medium, or severe/most severe penalties were imposed almost equally for aggression motivated by sexism, the majority of penalties imposed by the Bavarian Sports Court for verbal and/or physical aggression motivated by racism/xenophobia were severe/most severe. In future, the Bavarian Football Association (BFV) should therefore ensure that, in addition to their prevention campaigns and anti-violence courses that they already carry out, which are mainly aimed at players and coaches/staff, courses are also offered that are specifically designed for amateur referees and/or sports judges in order to avoid a hierarchical structure in the assessment of verbal and/or physical aggression that suggests group-focused enmity.

Keywords: verbal and/or physical aggression, group-focused enmity, amateur football, sports court ruling

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Bibliographie: Koch, Florian/Bernd, Clemens: Zur Bewertung verbaler und physischer Gewalt im Amateurfußball. Eine computergestützte qualitative Inhaltsanalyse am Beispiel von Sportgerichtsurteilen des Bayerischen Fußballverbandes., FuG – Zeitschrift für Fußball und Gesellschaft, 1-2022, S. 27-42.
https://doi.org/10.3224/fug.v4i1.03

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Literaturhinweise