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Der minderjährige Fußballprofi. Zwischen Normalisierung und Singularisierung

Thomas Grunau

Volltext: PDF

Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Ausgehend von einer seit etwa zwei Dekaden zu beobachtenden Verringerung des Durchschnittsalters von Fußballspielern sowie einer Häufung von minderjährigen Debütanten in der Bundesliga fragt der Beitrag danach, wie es im Fußballsport gelingt, diese Entwicklung diskursiv zu normalisieren. In Rekurs auf die sensibilisierenden Konzepte der Normalisierung sowie der Singularisierung wird hierfür anhand zweier Diskursfragmente aus einem situationsanalytischen Forschungsprojekt aufgezeigt, dass es drei Rechtfertigungsordnungen sind, die die Normalisierung minderjähriger Profifußballer_innen ermöglichen. Erstens sollen im Sozialinvestitionsstaat Kinder möglichst früh gefördert werden, wobei dem Sport hier ein besonders pädagogischer Wert zugeschrieben wird; auf diesem Fundament basiert zweitens der flächendeckende Ausbau der Talentförderung, der mit schockartigen Erlebnissen in Zusammenhang mit der EM 2000 begründet wird. Die Konvention des ‚gestandenen‘ Spielers wurde durch jene des jungen Talents abgelöst. Und drittens wird der Einsatz minderjähriger Spieler_innen mit deren singulärem Talent legitimiert. Somit kommt es zum scheinbaren Paradox der Normalisierung Minderjähriger im Profifußball über deren Verbesonderung.

Schlüsselwörter: Normalisierung, Singularisierung, Sportarbeit, Fußball, Kindheit

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The underage professional soccer player. Between normalization and singularization

Summary

Based on a decrease in the average age of football players that has been observed for about two decades as well as an accumulation of underage debutants in the Bundesliga, the article asks how the sport of soccer succeeds in normalizing this development discursively. Referring to the sensitizing concepts of normalization via conventions and singularization, two discourse fragments from a situation-analytical research project are singled out and used as examples to show that there are three orders of justification that enable the normalisation of underage professional soccer players. First, in the social investment state, children are to be promoted as early as possible, whereby sport is ascribed a special pedagogical value; second, the nationwide expansion of talent promotion, which is justified by shocking experiences in connection with the European Championship 2000, is based on this foundation. The convention of the ’veteran’ player was replaced by that of the young talent. And thirdly, the use of underage players is legitimized by their singular talent. This leads to the apparent paradox of the normalization of minors in professional soccer through their singularization.

Keywords: normalization, singularization, sports work, football, childhood

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Bibliographie: Grunau, Thomas: Der minderjährige Fußballprofi. Zwischen Normalisierung und Singularisierung, FuG – Zeitschrift für Fußball und Gesellschaft, 2-2021, S. 134-145. https://doi.org/10.3224/fug.v3i2.05

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Literaturhinweise