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„Uns war es lieber wenn jemand sagt ‚du scheiß Schwuchtel‘ als ‚du scheiß Jude‘“ – Männlichkeit, Homosexualität und Homonegativität in der Fußball-Ultraszene

Birgit Braumüller, Sam Howe

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Abstract


Zusammenfassung

Der Profifußball ist ein gesellschaftlicher Bereich, der traditionell mit Männlichkeit und Homonegativität nach Connell (1999) und Bourdieu (1997) in Verbindung gebracht wurde. Aktuell gibt es jedoch in der Männlichkeitsforschung Befunde, die ein toleranteres Klima unter Spieler_innen und Fans im Sinne Andersons (2011) inklusiver Männlichkeit skizzieren. Konträr dazu scheint sich jedoch gerade die Ultraszene durch einen hypermaskulinen Männlichkeitskult und eine Abwertung von Homosexualität auszuzeichnen (Kossakowski et al. 2020). Diese Ambivalenz möchte die vorliegende Studie untersuchen, indem herausgestellt wird, welche Männlichkeitsentwürfe innerhalb der Ultraszene verhandelt werden und welchen Einfluss diese auf den Umgang mit Homosexualität und Homonegativität haben. Die Arbeit basiert auf einer Sekundäranalyse von Howes (2019) qualitativen Interviews mit drei Vertretern aus verschiedenen Ultraszenen in Deutschland. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass offene Homonegativität in den Stadien zwar spürbar zurückgegangen ist, sie aber aufgrund der Dominanz hegemonialer Männlichkeitsentwürfe und einem befürchteten Hinterfragen der eigenen Männlichkeit in den involvierten Ultraszenen nur defizitär thematisiert wird. Fußball und insbesondere die Ultraszenen müssen damit eher in einen homohysterischen als einen inklusiven Kontext eingeordnet werden.

Schlagwörter: Fußball, Ultrakultur, Männlichkeit, Homonegativität, Homosexualität

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“We preferred someone to say ‘you fucking faggot’ than ‘you fucking Jew’-Masculinity, Homosexuality and Homonegativity in the Football Ultra-Culture

Abstract

Professional football has been traditionally associated with Connell’s (1999) and Bourdieu’s concepts of masculinity and homonegativity. However, results of recent masculinity studies show a more inclusive climate in football as defined by Andersons (2009) inclusive masculinity theory. Contrary to this development, hyper-masculinity and manhood as well as a degradation of homosexuality still seem to be indispensable factors amongst the “ultra-fan culture”. The present study aims to examine this ambivalence by highlighting which concepts of masculinity are currently being negotiated within the German ultra-fan culture and how they influence the way homosexuality and homonegativity are dealt with. The paper represents a secondary analysis of Howe’s (2019) qualitative interviews with three members of different ultra-fan cultures in Germany. Results show that openly articulated homonegativity has noticeably declined in the football stadiums, thus homonegativity is only deficiently addressed. This can be argued with dominant concepts of hegemonic masculinity and major concerns of one’s own masculinity being questioned and interrogated. Football and especially the ultra-fan cultures therefore seems to be anchored in a homohysterical rather than an inclusive context.

Keywords: Football/soccer, ultra-fan culture, masculinity, homonegativity; homosexuality

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Bibliographie: Braumüller, Birgit/Howe, Sam: „Uns war es lieber wenn jemand sagt ‚du scheiß Schwuchtel‘ als ‚du scheiß Jude‘“ – Männlichkeit, Homosexualität und Homonegativität in der Fußball-Ultraszene, FuG – Zeitschrift für Fußball und Gesellschaft, 1-2021, S. 35-51. https://doi.org/10.3224/fug.v3i1.04

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Literaturhinweise