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Autonome Fahrzeuge und hegemoniale Männlichkeit in der Automobilkultur

Anna-Lena Berscheid

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung

Autonome Fahrzeuge und hegemoniale Männlichkeit Anhand der Analyse des Diskurses in deutschen Online-Medien über autonome Fahrzeuge zeigt Anna-Lena Berscheid, inwiefern diese eine Gefahr für das Auto als Symbol hegemonialer Männlichkeit darstellen können. Das Auto dient bislang als wirkmächtiges Mittel zur Performativität von Männlichkeit, etwa durch das Fahren mit hoher Geschwindigkeit, risikoreiche Manöver, aber auch durch den Ausdruck der eigenen Macht oder Flexibilität. An diesem Symbol wird nun durch die „„neutrale“ Fahrweise eines automatisierten Steuerungscomputers gerüttelt. Der Artikel zeigt auf, dass der Diskurs über autonome Fahrzeuge voller Widersprüche steckt: Einerseits wird der Mensch von den Diskurs-AkteurInnen als nicht mehr verantwortbares Sicherheitsrisiko konstruiert, der seine Steuergewalt an den Computer abgeben soll und damit zum Passagier wird. Andererseits wird oftmals ausgeprägtes Misstrauen in die Technologie und ihre Zuverlässigkeit zum Ausdruck gebracht und von vielen Diskurs-AkteurInnen betont, dass sie auf den „Fahrspaß” nicht verzichten möchten. Ironischerweise entsprechen Momente des „Fahrspaßes“ jenem risikoreichen und als stereotyp männlich konnotiertem Fahrverhalten, welches eigentlich durch den Einsatz des Computers neutralisiert werden soll. Um diese Ängste und Bedürfnisse aufzugreifen, scheint die Auto-Branche die Einführung eines vollautomatisierten Fahrzeugs gar nicht zu verfolgen, sondern fokussiert auf sogenannte Fahrassistenzsysteme, die ausschaltbar sind und den/die FahrerIn lediglich unterstützen, aber nicht vollständig aus der Verantwortung nehmen.

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Autonomous Cars and Hegemonic Masculinity

Abstract

Analyzing the German media discourse on autonomous cars, Anna-Lena Berscheid shows how the invention of autonomous cars might undermine the car as a symbol of hegemonic masculinity. An autonomous car would eliminate crucial characteristics usually used to perform masculinity, such as speeding, risk-taking, flexibility or expressing individual power. The analysis illustrates contradictory discourses on autonomous cars: On the one hand, it is argued that this new form of (auto)mobility improves street security by transferring responsibility to the computer and turning the human driver into a passenger. This discourse fosters the idea of a „neutral” and therefore safer driving-style. On the other hand, discourse actors claim that they cannot fully trust technology and therefore, they aim to maintain those factors of driving (a car) which are considered as „fun”. Ironically, the concept of „fun” implies stereotyped „masculinity” and therefore often includes dangerous driving characteristics that are meant to get „neutralized” by the autonomous car. These contradictions show that the automobile industry hesitates to give up the car as a means to express masculinity. That might be the reason why the car industry focuses on so called driving assistance systems which are supposed to support the driver, but leave him/her in control of the car as such.

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Bibliographie: Berscheid, Anna-Lena: Autonome Fahrzeuge und hegemoniale Männlichkeit in der Automobilkultur, Femina Politica, 2-2014, S. 22-34. https://doi.org/10.3224/feminapolitica.v23i2.17611

Literaturhinweise