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„Ich fühl’ mich wohl“ – Zustandsbeschreibungen ungleicher Kindheiten der Gegenwart

Tanja Betz

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung

Moderne Kindheit ist „verplant“ und „mediatisiert“, die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern sind vergleichbar mit denen gleichberechtigter (Verhandlungs-)Partner. Derartige Beschreibungen erzeugen das Bild einer modernen, homogenen Kindergruppe. In einer ungleichheitstheoretisch sensiblen Lesart vorhandener Daten kommen Zweifel auf, ob sich diese Beschreibungen auf alle Kinder verallgemeinern lassen. Auf Basis einer Analyse vorliegender Kindersurveys werden Merkmale gegenwärtiger Kindheitsmuster aufgezeigt, die wenig mit den gängigen Bildern moderner Kindheit zu tun haben; sie liefern Belege für „ungleiche Kindheiten“. Es werden Gründe für die gängigen Konstruktionen skizziert und analysiert wie die dominanten Bilder von modernen Kindern zustande kommen. Vor allem das verbreitete Konstrukt des Wohlbefindens in den Studien ist kritisch zu prüfen. Denn paradox erscheint, dass nahezu alle Kinder trotz bestehender Ungleichheiten überwiegend zufrieden sind und sich wohl fühlen. Abschließend wird die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überprüfung der Modernisierungsdiagnosen skizziert, die die Reflektion über die Begleiterscheinungen der homogenisierenden Bilder beinhaltet.

Schlagwörter: Ungleiche Kindheiten, Kindheitsforschung, Wohlbefinden, Modernisierung, Verhandlungshaushalt

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“I Feel Good” – Descriptions of Unequal Childhoods Today

Abstract

Modern childhood is planned and mediatised, and the relationships between adults and children are comparable to those of equal (negotiating) partners. These descriptions evoke the image of a modern and homogeneous group of children. However, an interpretation of existing data which focuses on inequality within the population of children provokes the question whether these findings can be generalized to all children. An analysis of children’s surveys reveals characteristics of current childhood patterns that have little in common with the established images of modern childhood and provide evidence of unequal childhoods. This paper outlines reasons for the established constructions and analyses how the dominant images of modern children evolve. Especially the construct of “well-being” needs to be analysed critically because it seems to be a paradox that nearly all children “feel good” despite the existing inequality. Finally, the necessity of a continuous monitoring of modernization diagnoses is described. This includes reflection on the side effects of homogeneous images.

Keywords: Unequal childhoods, sociology of childhood, well-being, modernization, family culture of negotiation


Literaturhinweise