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Verhaltensgenetische Beiträge zur Identifikation von Kontexteffekten auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen: Eine State-of-the-Art-Bericht

Martin Pinquart, Rainer K. Silbereisen

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung

Ein zentrales Problem der Erforschung von Kontexteffekten auf die menschliche Entwicklung besteht darin, dass Effekte der Umwelt methodisch nur schlecht von Effekten der Erbanlagen zu trennen sind. Verhaltensgenetische Studien bieten hierfür Lösungsansätze. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über verhaltensgenetische Konzepte, die das Verständnis von Kontextwirkungen auf die psychische Entwicklung erweitert haben (geteilte und nicht geteilte Umwelt, Genom-Umwelt-Korrelation und Genom-Umwelt-Interaktion). Anschlie­ßend werden verhaltensgenetische Untersuchungsdesigns vorgestellt und sechs wichtige Befunde der Verhaltensgenetik über Kontexteffekte zusammengefasst. So zeigen Studien, dass die von den Kindern nicht geteilte Umwelt im Mittel wichtiger für die Entwicklung ist als die geteilte Umwelt, dass Umweltmerkmale – wie Elternverhalten – genetisch beeinflusst sind, und dass Zusammenhänge zwischen Umwelt- und Verhaltensmerkmalen häufig von genetischen Dispo­sitionen beeinflusst werden. Abschließend werden Schlussfolgerungen für die künftige Forschung zu Kontexteffekten auf die Entwicklung abgeleitet.

Schlagwörter: Verhaltensgenetik, Zwillingsforschung, Adoptionsstudien, ökologische Forschung, Entwicklungspsychologie

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Contributions of behaviour genetics to the identification of effects of ecological contexts on the development of children and adolescents: A State-of-the-art report

Abstract

Research on the role of ecological contexts in human development is challenged by the fact that environmental effects cannot easily be separated from genetic effects. However, behaviour genetics provides some solutions to that problem. The present article starts with an overview about theoretical concepts from behaviour genetics that have enlarged the understanding of context effects on psychological development (shared and nonshared environment, genome-environment-correlations, and genome-environment-interactions). Then, we discuss behaviour genetic research designs and six important results regarding context effects. For example, studies show that effects of the nonshared environment on psychological development are, on average, larger than effects of the shared environment. Further, characteristics of the children’s environment, such as parental behaviour, are influenced by genes. The covariance between environmental characteristics and behavioural measures is, in part, based on genetic dispositions. Finally, conclusions are drawn regarding future search for context effects on psychological development.

Keywords: behaviour genetics, twin studies, adoption studies, ecological research, developmental psychology


Literaturhinweise