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Individualisierte Erinnerungen an NS-Zwangsarbeit. Zum Wandel in Erinnerungskultur und Oral History

Christoph Thonfeld

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Abstract


Zusammenfassung

In dem Text wird anhand von 84 lebensgeschichtlichen Interviews untersucht, wie ehemalige NS-Zwangsarbeitende im Kontext der jeweiligen Gesellschaftsordnungen, politischen Systeme und Erinnerungskulturen ihre Erfahrungen verarbeitet und gedeutet haben. Aufbauend auf vergleichenden empirischen Befunden, werden fachwissenschaftlich geprägte und gesellschaftlich gewachsene Verständnisse von Zwangsarbeit mit den subjektiven Blicken der Betroffenen kontrastiert und das Verhältnis von individualisierter und sozialer Erinnerung analysiert. Ehemalige Zwangsarbeitende mussten teilweise lebenslang um ihre Anerkennung als NS-Opfer kämpfen. Ihre Erzählungen bilden ein Widerlager zu gegenwärtigen Forschungstendenzen, nach denen der Nationalstaat als Referenzpunkt für Erinnerungen an Bedeutung verliere und Interviews nur von der Gegenwart der Erzählenden und den konkreten Umständen des Interviews geprägt seien. Die Erinnerungen an NS-Zwangsarbeit lassen sich nicht in ein eindeutiges Helden- oder Opferschema pressen, sondern ermöglichen Einblicke in die Fähigkeit, unter widrigsten Umständen in kleinräumigen Aushandlungsprozessen mit dem Kriegsalltag umzugehen. Dabei werden komplexe Verständnisse von Arbeit und heterogene Dimensionen des Zwangs erkennbar.

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Bibliographie: Thonfeld, Christoph: Individualisierte Erinnerungen an NS-Zwangsarbeit. Zum Wandel in Erinnerungskultur und Oral History, BIOS, 1+2-2014, S. 187-207. https://doi.org/10.3224/bios.v27i1-2.22126


Literaturhinweise