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Kindheiten im Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg. Das Zusammenwirken von NS-Erziehung und Bombenangriffen

Ilka Quindeau, Katrin Einert, Nadine Teuber

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung

In den letzten Jahren wurden die Erfahrungen der „Kriegskinder“ des Zweiten Weltkriegs Gegenstand mehrerer wissenschaftlicher Studien. Die Generation der „Kriegskinder“ gilt als traumatisiert; Schätzungen schwanken von einem Drittel bis zur Hälfte dieser Generation, die unter diesen Belastungen bis in die Gegenwart hinein leiden. Das vielfach fortbestehende Leiden der damaligen Kinder wird hierbei als mehr oder weniger ausschließliche Folge des Zweiten Weltkriegs (fehl-)interpretiert und die kulturelle Dimension einer intensiven Sozialisation und Erziehung unter der Nazi-Ideologie kaum oder nur stark verkürzt verhandelt. Wie wir mit unserer Studie zeigen werden, waren es nicht nur die Bombennächte, die Erfahrung von Flucht und Vertreibung, die belastende bis traumatisierende Auswirkungen zeitigten, sondern wesentlich die Beziehungserfahrungen mit den eigenen Eltern und NS-Sozialisation. Dies muss mit den Kriegserfahrungen zusammen betrachtet werden, um die Leiderfahrungen und Realitäten dieser Personengruppe angemessen erfassen zu können und um Verkürzungen und Entkontextualisierungen zu vermeiden. In unserer Studie beziehen wir uns auf Angehörige der Geburtenjahrgänge 1930 bis 1945 und fragen danach, ob und inwiefern sich die unterschiedlichen Identifizierungen der Eltern mit dem NS-System und seinen Erziehungsmaximen auf das Leben der Kinder auswirken. Die Bedeutung der Erziehung im Nationalsozialismus und die transgenerationelle Weitergabe werden in ihrem Zusammenspiel mit den Folgen von Kriegshandlungen untersucht. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass es sich um eine rückwirkende, nachträgliche Betrachtung handelt, die in ihren Funktionen für die jeweilige Gegenwart reflektiert werden muss.


Literaturhinweise