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Meine Eltern trennen sich! Erlösung oder Katastrophe? Retrospektive Beurteilungen eines kritischen Lebensereignisses

Meike Watzlawik

Volltext: PDF

Abstract


Zusammenfassung

Gesellschaftliche Entwicklungen haben zu einer Pluralisierung der Familienformen geführt. In Deutschland spiegelt sich diese u.a. in 2,6 Scheidungen je 1.000 EinwohnerInnen wider, in den USA liegen die Zahlen mit 3,4/1.000 sogar deutlich höher. Scheidungen/Trennungen der Eltern können als kritische Lebensereignisse in der kindlichen Biografie betrachtet werden. Diese Ereignisse und ihre Wirkung auf die eigene Person werden im Jugendalter im Rahmen der eigenen Identitätsentwicklung oft neu bewertet. In dieser Studie wurden insgesamt 56 amerikanische Jugendliche (Durchschnittsalter 15,3; SD=1,0) im häuslichen Kontext einmalig interviewt. Sie sollten beschreiben, wie sie die elterliche Trennung (a) damals empfunden haben und (b) heute bewerten. Hierzu wurden zum einen 7-Punkt-Likert-Skalen verwendet, die von „devastating“ (1) bis „easing“ (7) reichten; zum anderen beantworteten die Jugendlichen standardisierte offene Fragen zum gleichen Themenbereich. Die frei formulierten Antworten wurden mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Der Datensatz ist ein Beispiel für eine mögliche Integration verschiedener Verfahren. Gerade für die problematische nachträgliche Interpretation quantitativer Werte durch die Forschenden wird gezeigt, wie diese mit Hilfe einfacher empirischer Mittel unterstützt werden kann, um biases zu vermeiden und Unerwartetem Raum zu geben.

Schlagworte: Scheidung, Trennung, Jugendalter, kritisches Lebensereignis, Interviewstudie

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My parents split up! Relief or disaster? Retrospective assessments of a critical life event

Abstract

In today’s societies, partnerships and families are more diverse than in the past 100 years. In Germany there are 2.6 divorces per 1000 citizens. In the United States, the rates are even higher: 3.4 divorces per 1000 citizens. Parental separation, including divorce, can thus be defined as a common but critical life event in a child’s biography. During adolescence, these events are often re-evaluated in the course of identity development. In this study, 56 American adolescents (average age 15.3; SD=1.0) were interviewed at home. They were asked to describe how they experienced their parents’ separation (a) when it happened, and (b) how they evaluate the event today. For this purpose, they were first asked to rate the event on a 7-point-Likert-scale ranging from „devastating“ (1) to „easing“ (7). Afterwards, they were asked standardized open questions targeting the same subject. The open answers were analyzed with the help of qualitative content analysis. This data set is an example for a possible integration of different methods. It shows that re-assigning meaning to quantitative results can be facilitated empirically so that biases are avoided and room is made for the unthought of.

Keywords: divorce, separation, adolescence, life event, ratings, interview study


Literaturhinweise