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Revitalisierte Gewerkschaftsmacht unter Mitte-Links-Regierungen in Argentinien, Brasilien und Uruguay

Nico Weinmann, Friedrich Bossert, Paul Hecker

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Abstract


Zusammenfassung

Mit der Jahrtausendwende hat Lateinamerika eine politische Linkswende erlebt. Sozialwissenschaftliche Analysen dieser Prozesse haben sich bislang vor allem auf die einzelnen linken Parteiformationen oder aber neue soziale Bewegungen konzentriert. In dem Beitrag analysieren wir demgegenüber die Entwicklung gewerkschaftlicher Machtressourcen unter Mitte-Links-Regierungen in Argentinien, Uruguay und Brasilien, also in Ländern, in denen Gewerkschaften seit langem eine bedeutende Rolle im sozialen Geschehen einnehmen. Dabei wenden wir den "Jenaer Machtressourcenansatz" an, der es uns erlaubt, Gewerkschaftsmacht im zeitlichen Verlauf entlang der Rekonfiguration von struktureller Macht, Organisationsmacht, institutioneller Macht und gesellschaftlicher Macht vergleichend in den Blick zu nehmen. Die Analyse zeichnet den Prozess einer Revitalisierung aller vier Machtressourcen in den drei Ländern nach. Dabei können ökonomisches Wachstum, ein Relevanzverlust neoliberaler Diskurse, sowie gewerkschaftsfreundliche Arbeits- und Sozialpolitiken als gemeinsame Mechanismen und Triebkräfte der Zunahme von Gewerkschaftsmacht identifiziert werden. Im Unterschied zu Uruguay fällt der Machtgewinn in den beiden anderen Ländern gerade in Hinblick auf die Erneuerung der Gewerkschaftsstrukturen und die Organisierung von informell Beschäftigten eher moderat aus.

Schlagwörter: Gewerkschaften, Machtressourcen, Arbeitsbeziehungen, Linkswende, Lateinamerika, Argentinien, Uruguay, Brasilien

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Abstract

The revitalisation of trade union power under centre-left governments in Argentina, Brazil and Uruguay. Since the turn of the century the world has witnessed an important shift in political power towards the left in Latin America. So far, research surrounding this shift has focused on the role of leftist parties and new social movements. This paper aims to complete the picture by shedding light on the evolution of trade union power in three countries with strong traditions of trade unionism: Argentina, Brazil, and Uruguay. Utilising the ‘power resources’ approach recently developed in Jena, Germany, which enables us to trace the evolution of the structural, institutional, associational, and societal power resources of trade unions and to identify underlying driving forces and mechanisms, the article shows that since the shift towards centre-left governments, trade union power resources have undergone a process of recovery in each of the three countries. Most of these positive developments, it is argued, were enabled by benign external factors, such as discrediting neoliberal thought, the economic boom, and favourable policies. With the exception of Uruguay, the increase in trade union density is only moderate and most unions still do not put a lot of effort into renewing their own structures and organising informal workers.

Keywords: trade unions, power resources, industrial relations, left-turn, Latin America, Argentina, Uruguay, Brazil

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Bibliographie: Weinmann, Nico/Bossert, Friedrich/Hecker, Paul: Revitalisierte Gewerkschaftsmacht unter Mitte-Links-Regierungen in Argentinien, Brasilien und Uruguay, PERIPHERIE, 2-2016, S. 182-200.
https://doi.org/10.3224/peripherie.v36i142-143.24676


Literaturhinweise