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„Wenn Kinder da sind, kommen die an erster Stelle. Sonst muss man keine Familie haben.“ Berufsidentität und (antizipierte) Mutterschaft: Frauen und der Druck, sich zu entscheiden

Diana Baumgarten, Matthias Luterbach, Andrea Maihofer

Volltext: PDF

Abstract


Leseprobe

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Zusammenfassung

Das Ideal der ‚liebenden Mutter‘, wie es sich mit der Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie entwickelt hat, erwartet von Frauen eine uneingeschränkte Hingabe für die Familie, insbesondere für die Kinder. Traditionell spielt in diesem Lebensentwurf Erwerbstätigkeit nur eine untergeordnete Rolle. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch die Bedeutung des Berufs für Frauen verändert. So zeigt der vorliegende Beitrag auf Grundlage von qualitativen Interviews mit Frauen Anfang 30 aus der deutschsprachigen Schweiz, dass diese in der Phase vor der Mutterschaft eine hohe Identifikation mit ihrem Beruf ausbilden. Die berufliche Entwicklung nimmt auch ohne Karriereambitionen deutlich eine Eigendynamik an. Die Thematisierungen von Mutterschaft bleiben hingegen (fast) unverändert. In der Folge geraten Frauen stark unter Druck, sich zwischen Familie und Beruf entscheiden zu müssen. Die geforderte Priorisierung stellt sie vor vielfältige und auch emotionale Konflikte. Zudem zeigen wir den Zusammenhang dieser hohen Persistenz von Mütterlichkeit mit einem gering ausgebauten Sozialstaat und einer neoliberalen politischen Kultur, in der die Vereinbarkeitsprobleme stark individuell übernommen werden.

Schlagwörter: Frauen; Mutterschaft; Erwerbsarbeit; Identitätskonstruktion; Vereinbarkeit.

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„If you have children, they come first. Otherwise you do not have to have a family.” Professional identity and (anticipated) motherhood: Women being under the pressure to decide between

Abstract

The ideal of ‘the loving mother’ developed with the emergence of the bourgeois family. It expects women to be fully devoted to their families. In this script of life, paid employment traditionally played only a subordinate role. In recent decades, gendered entry barriers to the professional world have softened. Based on qualitative interviews with women in their early thirties from German speaking Switzerland, this paper shows that women develop a strong professional identity in the period preceding maternity. Even if they do not voice explicit career ambitions, their professional careers gain momentum and the women are geared to a professional logic. However, the ideal of motherhood has remained largely unchanged. As a result, women feel pressured to choose between family and career. The required prioritization produces various, also emotional conflicts. In our discussion, we foreground the connection between the persistent ideal of ‘the loving mother’ and a lean welfare state with a neo-liberal political culture that deems work-family balance an individual problem.

Keywords: women; motherhood; occupation; identity formation; family-work-balance.

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Bibliographie: Baumgarten, Diana/Luterbach, Matthias/Maihofer, Andrea: „Wenn Kinder da sind, kommen die an erster Stelle. Sonst muss man keine Familie haben.“ Berufsidentität und (antizipierte) Mutterschaft: Frauen und der Druck, sich zu entscheiden, FZG, 1-2017, S. 53-69. https://doi.org/10.3224/fzg.v23i1.04


Literaturhinweise