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„Über diese Feminismus-Sache hinaus“: Eine Diskursanalyse des Post-Gender-Begriffs in der Piratenpartei Österreich (PPÖ)

Leonie Maria Tanczer

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Abstract


Zusammenfassung

Dieser Beitrag untersucht die diskursive Konstruktion des Begriffs Post-Gender in der Piratenpartei Österreich (PPÖ), der als frauen- und genderpolitische Parteihaltung in Diskussionsforen und Arbeitsgruppen diskutiert wird. Er repräsentiert das Parteiverständnis einer geschlechtsneutralen Gesellschaftsordnung sowie der Überwindung von Heteronormativität. Dennoch wird die Partei immer wieder bezüglich ihrer Position zu Frauen- und Geschlechterthemen kritisiert und ihr wird u.a. Maskulismus, Unterrepräsentation von Frauen und Sexismus vorgeworfen. Aufgrund dieses Widerspruchs erforscht die vorliegende qualitative Studie die Verwendung und Bedeutung von Post-Gender innerhalb der Piratenpartei. Interviews mit dreizehn ehemaligen und aktiven Parteimitgliedern wurden zwischen April und Juni 2012 durchgeführt und anhand der Methode der Diskursiven Psychologie analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die PPÖ Post-Gender als einen Egalitarismusdiskurs mit Rechtfertigungsfunktion konstruiert. Die in der Partei verwendeten diskursiven Strategien legitimieren die Existenz einer Gleichheitsgesellschaft ohne Geschlechterdifferenzen und ermöglichen gleichzeitig die Negierung von Geschlechterdiskriminierungen, Ablehnung von Feminismus und frauenfördernden Maßnahmen.

Schlagworte: Piratenpartei Österreich, Post-Gender, Egalitarismus, Antifeminismus

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Abstract

This article analyses the discursive constructions of Post-Gender in the Pirate Party of Austria (PPÖ). On internal discussion forums and in working groups Post-Gender is regularly discussed as the party’s’ approach to women centric and gender topics. For the Pirate Party, the term represents a gender-neutral social order and the overcoming of heteronormativity. However, the party is frequently criticised for this attitude and accused of masculinism, their nominal representation of women and sexism. Due to this contradiction, the current qualitative study wants to investigate the usage and meaning of Post-Gender. Thirteen interviews with current and previous party members were conducted between April and June 2012. They were analysed using Discursive Psychology. The results show that the PPÖ constructs Post-Gender as an Egalitarian Discourse with a justification function. They used discursive strategies which legitimise the existence of an egalitarian society free of gender differences but also enable the further negation of gender discrimination, the rejection of feminism and the opposition to the promotion of women.

Keywords: Pirate Party Austria, Post-Gender, egalitarianism, anti-feminism

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Bibliographie: Tanczer, Leonie Maria: „Über diese Feminismus-Sache hinaus“: Eine Diskursanalyse des Post-Gender-Begriffs in der Piratenpartei Österreich (PPÖ), Femina Politica, 1-2014, S. 116-123.
https://doi.org/10.3224/feminapolitica.v23i1.16022

Literaturhinweise