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Religiös fundierte Geschlechterverhältnisse im austrofaschistischen Österreich

Nina Kogler

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Abstract


Zusammenfassung

Die Machtergreifung der austrofaschistischen Regierung unter Engelbert Dollfuß in Österreich 1933 war von einem Rückschritt hinsichtlich der geschlechterdemokratischen Errungenschaften der Ersten Republik begleitet. Katholische Weiblichkeits- und Männlichkeitskonstruktionen bildeten dabei das tragende Fundament für die angestrebte restaurative Gesellschaftsgestaltung und formierten gleichzeitig eine geistige Brücke zu einer der wichtigsten und größten systemstützenden Institutionen, der katholischen Kirche, die in anderen Punkten durchaus auch als zum Staat konkurrierende Organisation agierte. Der Beitrag bietet eine historische Analyse der religiös fundierten Geschlechterrelationen im Austrofaschismus. Die zu beobachtenden diskursiven Verschränkungen zwischen Kirche und Staat werden aufgezeigt und das Ineinandergreifen der staatlichen und kirchlichen Ebene am Beispiel politischer und katholischer Frauenorganisationen dargestellt. Der Inhalt der religiös überhöhten Geschlechterkonstruktionen wird umrissen und der Faktor Religion auf seine restaurative Wirkung hin befragt. Auf dieser Basis werden die Strukturen und Institutionen des „Ständestaates“ auf den Niederschlag der analysierten Geschlechterdiskurse untersucht. Der Zugang über die strukturelle wie auch die diskursive Ebene versucht dem komplexen Beziehungsgeflecht zwischen Staat und Kirche gerecht zu werden. Institutionalisierte Religion als weiblich markierter Bereich wird unter diesem spezifischen Fokus auf neue Weise in ihrer Funktion als das autoritäre Regime stützende Kraft beleuchtet.

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Abstract

Gender equality achievements of the First Republic suffered from major regression during austro-fascist takeover of Engelbert Dollfuß in 1933. Catholic discourses on femininity and masculinity were fundamental for the restorative tendencies aspired within the setup of austro-fascist society, simultaneously establishing links to the Catholic Church. This paper develops a historical analysis of religion based gender-relations at this particular time. The complex connections between church and state in austro-fascist Austria are investigated in the specific field of the women’s organisations of the "Vaterländische Front" (Fatherland’s Front) and Catholic Church. Catholic gender constructions are illustrated and the restorative impact of religion is revealed. Structures and institutions are examined against the backdrop of discourses on masculinity and femininity. To account for the complex interactions between church and state in austro-fascist Austria, a dual approach via analysis of structures and discourses has been chosen. In such a way, religion is pointed out in its supportive function for the authoritarian regime.


Literaturhinweise