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Absent alternatives and insider interests in postcrisis financial reform

Daniel Mügge, Bart Stellinga

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Abstract


Abstract

The credit crisis that began in the summer of 2007 has fundamentally challenged much financial regulation and the political institutions that produced it. Measured against the criticisms that have been brought forth against previous financial governance, the extent of governments’ overall reform ambitions has been disappointing, generating little hope that the threat of future crises is being tackled seriously. Starting from this observation, this article asks: what explains governments’ reform choices, and thus also their limited ambitions? To explore this question, this article focuses on the positions that four governments central to global financial regulation (the USA, the UK, Germany and France) have taken in advance of the G20 meetings in 2009 across four key issue areas in financial regulation: accounting standards, derivatives trading, credit ratings agencies and banking rules. It evaluates both the overlap between positions across domains and governments as well as the differences between them. Such variation, we argue, provides key clues to the overall drivers behind reforms – as well as their limits. The overall picture that emerges can be summarized as follows: governments have been staunch defenders of their national firms’ competitive interests in regulatory reforms. That has not necessarily meant that they followed industry preferences across the board – new rules that might dent profits were imposed in several cases. It has been the relative impact, compared to foreign competitors, that counted in reform positions, not the absolute impact. As this article also shows, these differences of opinion have played out within the context and the limits of the overall debates about thinkable policy alternatives. In spite of fundamental criticisms of pre-crisis regulatory orthodoxy, convincing and coherent alternatives have been forthcoming slowly at best. This has made reform proposals less radical than criticisms, seen on their own, might suggest.

Keywords: Financial regulation; private actors; credit crisis; capture

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Der Mangel an Alternativen und Insiderinteressen in Finanzmarktreformen seit der Krise

Zusammenfassung

Die Kreditkrise, ausgebrochen im Sommer 2007, hat gängige Regulierungsmodelle und die ihnen zugrunde liegenden politischen Institutionen grundsätzlich in Frage gestellt. Gemessen an der fundamentalen Kritik die seitdem an bestehenden Strukturen geäußert worden ist, sind die Reformambitionen westlicher Regierungen in diesem Bereich allerdings enttäuschend und geben kaum Hoffnung, dass der Bedrohung durch zukünftige Krisen ernsthaft begegnet wird. Diese Beobachtung generiert die zentrale Frage dieses Beitrags: wie lassen sich die Reformschritte verschiedener Regierungen, und insbesondere deren begrenzter Umfang, erklären? Unsere Analyse konzentriert sich auf die Reformpositionen die vier Regierungen mit Schlüsselpositionen in globalen Finanzfragen (USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland) im Vorfeld der G20-Treffen 2009 eingenommen haben. Vier Regulierungsfeldern stehen dabei zentral: Rechnungslegungsstandards, Derivathandel, Bankenregulierung und Ratingagenturen. Der Beitrag nimmt dabei sowohl bemerkenswerte Überlappungen der Regierungspositionen sowie Unterschiede zwischen ihnen in den Blick. Vor allem letztere erlauben Rückschlüsse auf die treibenden Kräfte hinter Reformbemühungen. Die Analyseergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Regierungen haben in internationalen Verhandlungen die Wettbewerbsinteressen ihrer nationalen Finanzdienstleister verteidigt. Das heißt nicht, dass Industrieinteressen durchgängig in politische Positionen übernommen worden sind – nicht selten haben neue Regeln Bankprofite eher geschmälert. Vielmehr ist es der relative Einfluss der neuen Regeln auf Wettbewerbsfähigkeit gewesen, verglichen mit ausländischen Firmen, der entscheidend war. Gleichzeitig zeigt dieser Beitrag, dass die verschiedenen Regierungspositionen sich alle innerhalb eines Rahmens bewegen, der auf ‚denkbare‘ Regulierungsalternativen begrenzt ist. Ungeachtet der Fundamentalkritik gegenüber dem seinerzeit gängigen Regulierungsparadigma, die nach der Krise laut geworden ist, mangelt es nach wie vor an überzeugenden, grundlegenden Alternativansätzen. Darum sind viele Reformvorschläge weniger radikal ausgefallen als die Kritik, isoliert betrachtet, nahegelegt hätte.

Schlagworte: Finanzmarktregulierung, private Akteure, Kreditkrise, Banken

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Bibliographie: Mügge, Daniel/Stellinga, Bart: Absent alternatives and insider interests in postcrisis financial reform, dms – der moderne staat – Zeitschrift für Public Policy, Recht und Management, 2-2010, S. 321-338.
https://doi.org/10.3224/dms.v3i2.04

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Literaturhinweise